Soldatendenkmal an der Grundschule in Erfenbach

Soldatendenkmal in Erfenbach zu Ehren der Kriegsteilnehmer des deutsch-französischen Krieges (1870/71) aus dem Jahr 1907.

Geschichte

Dieses Denkmal erinnert an den deutsch-französischen Krieg von 1870/71, einer entscheidenden und zugleich tragischen Auseinandersetzung zwischen dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens und den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt einerseits und dem Kaiserreich Frankreich andererseits.

Auslöser des Krieges war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die sogenannte „spanische Thronkandidatur“ des Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen. Die „Emser Depesche“, ein von Bismarck manipuliertes Telegramm des preußischen Königs Wilhelm I., provozierte schließlich die Kriegserklärung Frankreichs an Preußen.

Der Krieg endete mit der Gefangennahme des französischen Kaisers Napoleon III. bei Sedan, der Waffenstillstandserklärung Frankreichs und der Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Januar 1871, einer Veränderung, die die europäische Geschichte nachhaltig prägte.

Das besiegte Frankreich musste das Elsass und Lothringen an das neu entstandene Deutsche Reich abtreten. Dies wiederum hatte die Vertiefung der bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts währenden „Erbfeindschaft“ zwischen beiden Nationen zur Folge.

Der Krieg fand im industriellen Zeitalter statt und wurde mit neuer, vorher nicht gekannter Waffentechnik geführt. Die Siege waren entsprechend teuer erkauft: Fast 190.000 Soldaten auf beiden Seiten verloren ihr Leben, 230.000 wurden teilweise sehr schwer verwundet. Die betroffenen Gesellschaften und Kriegsschauplätze litten schwer unter den Folgen von Zerstörung und Leid.

Im Namen seiner Majestät des Königs Otto I. von Bayern, vertreten durch Prinzregent Luitpold von Bayern, des Königreichs Bayern Verweser, wurde durch den Bayerischen Staatsminister des Innern, Dr. Friedrich Ritter von Brettreich, am 20. April 1907 der Regierung der Pfalz und dem diesem unterstehenden Bezirksamt Kaiserslautern die Weisung erteilt, dass „in Erfenbach ein Kriegerdenkmal nach dem Entwurfe der Bildhauer Menges errichtet werde“. Die hierfür notwendige Fläche des evangelischen Pfarrgartens wurde im Rahmen einer Verhandlung vom kgl. Bay. protestantischen Konsistorium der Pfalz (Sitz in Speyer) im selben Jahr an die Gemeinde abgetreten.

Die Gestaltung des Soldatendenkmals wurde durch den renommierten Kaiserslauterer Bildhauer Jakob Menges mit höchster Präzision in hartem, gelbem Sandstein ausgeführt, was die sehr gute Erhaltung bis heute erklärt. Enthüllt wurde es am 4. August 1907. Jakob Menges schuf zahlreiche weitere „70er Denkmale“ unter anderem den Ehrenfriedhof für die Gefallenen des Krieges 1870/71 auf dem Kaiserslauterer Hauptfriedhof oder das Germania-Denkmal in Germersheim.

Jeder Aspekt der Figur, von der authentischen Uniform über die realistischen Gesichtszüge bis hin zur Haltung des Soldaten, spiegelt eine tiefgründige Auseinandersetzung des Bildhauers mit historischen Quellen wider.

Der Soldat trägt die typische Ausrüstung eines Infanteristen der Zeit: Den bayerischen „Raupenhelm“ (die preußische Pickelhaube wurde in der bayerischen Armee erst nach dem Tod von König Ludwig II. 1886 eingeführt), das zum Hinterlader umgebaute Podewils-Lindner-Gewehr M58 – Typ 1867 mit Dillen-Bajonett M1858, den fellbezogenen Tornister (Rucksack, auch „Affe“ genannt) mit Kochgeschirr, Feldmantel und Stiefel.

Das Jagdhorn auf der Patronentasche identifiziert den Soldaten als Angehörigen der Jägertruppe, die zur leichten Infanterie zählt; vermutlich diente der Infanterist im 5. Königlich-Bayerischen Jäger-Bataillon, einem Verband der bayerischen Armee, mit Garnison in Zweibrücken und einem „Detachement“ (separierte, kleinere Truppenabteilung) in Kaiserslautern, weitere Garnisonen waren in Straubing und Speyer ansässig.

Der Eichenstamm symbolisiert als „nationaler Baum“ Deutschland. Das harte Holz der Eiche und deren spät fallendes Laub standen bereits in der germanischen Mythologie, insbesondere aber seit der der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, für Unsterblichkeit, Standhaftigkeit und Treue.

Der Gesichtsausdruck des Soldaten zeigt dennoch weder übertriebenen Stolz noch Siegesfreude, sondern einen Moment der Nachdenklichkeit. Die detailgenaue Arbeit des Jakob Menges betont die Menschlichkeit und Verletzlichkeit des Einzelnen im Angesicht des Krieges.

Von älteren Einheimischen wurde überliefert, die Gesichtszüge und insbesondere der stolze Schnurrbart des dargestellten Soldaten entsprächen denen des langjährigen Erfenbacher Bürgermeisters Johann Karle.

Das Denkmal versteht sich daher ausdrücklich nicht als heroisierende Kriegsverherrlichung, sondern als ein Mahnmal gegen den Krieg. Es soll die Betrachtenden eingedenk von 42 Kriegsteilnehmern, davon 18 Gefallenen aus Erfenbach und Stockborn anregen, über die Schrecken des Krieges und die damit verbundenen Opfer nachzudenken. Es erinnert daran, dass hinter jedem Krieg zahllose persönliche Geschichten von Leid, Verlust und Zerstörung stehen. Es lädt dazu ein, den Frieden und die Verständigung über nationale Grenzen hinweg zu würdigen und zu bewahren.

Aus den ehemaligen Erbfeinden Frankreich und Deutschland wurden in enger Freundschaft verbundene Nationen, denen – gerade aufgrund ihrer gemeinsamen, leidvollen Geschichte – in einem vereinten, demokratischen Europa eine besondere Verantwortungsstellung zukommt.

 

Literaturverzeichnis

  • Ludwig Mahler (1963). Erfenbach einst und jetzt. Kaiserslautern.

Quellenangaben

    Artikel-Historie

    Koordinaten:

    49° 28“ 49′ N, 7° 42“ 42′ O

    Baustil:

    Unbekannt

    Datierung:
    1917

    Schlagworte:

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