Geschichte
Auf dem Grundstück, auf dem heute die Martin Luther-Kirche in Contwig steht, wurde im Jahr 1272 die katholische Kirche St. Thomas errichtet. Die dem Apostel Thomas geweihte Kirche, wurde auch Thomaskirche genannt. Seit 1309 gehörte sie zum Kloster Hornbach. Im Jahr 1525 reformierte die Pfarrei Zweibrücken die Gemeinde St. Thomas, wodurch acht Jahre später in der einstigen katholischen Kirche lutherische Gottesdienste gehalten wurden.
Während des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) wurde das Kirchengebäude stark zerstört. Nur der Turm und der Chor konnten weitestgehend erhalten werden. Nach den Kriegswirren wurde die übrige Kirche repariert und zum Teil neu aufgebaut.
Im Jahr 1689 wurde während der französischen Besetzung im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) das Simultaneum in der Gemeinde eingeführt, dass das Nutzungsrecht der Kirche durch Protestanten und Katholiken beinhaltete. Auch der umliegende Friedhof wurde unter den beiden Konfessionen aufgeteilt. So wurde der obere Teil des Friedhofs von Katholiken genutzt und der untere Teil von Protestanten. Im Jahr 1832 wurde der Friedhof um die Kirche geschlossen.
Wegen Baufälligkeit wurde die Thomaskirche 1784 abgerissen. Daraufhin wurde eine neue Kirche an gleicher Stelle errichtet. Bereits ein Jahr später wurde die spätbarocke beziehungsweise frühklassizistische Kirche fertiggestellt. Die Kirche wurde unter Herzog Karl II. (1746-1795) nach den Plänen des herzoglichen-zweibrückischen Baudirektor Friedrich Gerhard Wahl (1748-1826) errichtet. Der Chorturm wurde dabei aufgestockt und ausgebessert. Außerdem erhielt der Turm nach seiner Fertigstellung drei neue Glocken und eine Uhr.
Das Simultaneum wurde im Jahr 1905 aufgelöst, denn im gleichen Jahr wurde die katholische Kirche in Contwig fertiggestellt. Seitdem wird die Martin-Luther-Kirche ausschließlich protestantisch genutzt.
In den Jahren 1906 und 1956 fanden jeweils Renovierungsarbeiten statt.
Die Martin Luther-Kirche ist ein eingetragenes Kulturdenkmal.
Baubeschreibung
Außen
Die Martin Luther-Kirche in Contwig ist ein frühklassizistischer Saalbau. Das äußere Erscheinungsbild der Kirche ist eher schlicht. Sie ist weiß verputzt und hat an allen vier Ecken der Außenmauern eine Eckquaderung aus Sandstein. Das Hauptportal der Kirche liegt im Westen. Im Osten schließt ein hoher Chorturm an das Kirchenschiff. Der Unterbau des Kirchturms ist romanisch und wurde zur Erbauungszeit der heutigen Kirche aufgestockt. Der Turm hat einen viereckigen Grundriss und die untere Etage ist über den Kirchenraum in Form eines Chores zugänglich. Die Sakristei schließt nördlich an den Kirchturm an.
Die Kirche besitzt ein mit dunklen Ziegeln gedecktes Walmdach. Auf jeder Längsseite des Kirchenschiffs sind jeweils drei große und rechteckige Fensteröffnungen eingelassen. Ein Rundbogenfenster im unteren Teil des Kirchturms versorgt den Altarraum mit Licht.
Innen
Große Fenster und helle Farben im Inneren der Kirche fluten den Kirchensaal mit Licht. Am Ende des Raumes und im unteren Teil des Turmes befindet sich der Altar. Dieser wurde im Jahr 1906 vom Maurermeister Friedrich Bender neu errichtet. Unterstützt wurde er dabei von zwei Contwiger Steinhauern. An der östlichen Wand ist die aus Holz gefertigte Hochkanzel angebracht. Ein dekorativer Kanzeldeckel im Barockstil bekrönt die Kanzel.
Bei einer Innenrenovierung der Kirche wurde ein neues Fenster gestaltet, das einen wesentlichen Bestandteil des Glaubens zeigen und an Martin Luther erinnern sollte. Ein Künstler aus Bergzabern fertigte daraufhin ein Fenster an, das an die Aussage Jesus „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ erinnert. Im unteren Teil des Fensters ist die Bibel als Grundlage des Glaubens dargestellt. Über der Bibel ranken eine Weinrebe sowie eine Lutherrose, die auf den Reformator hinweist. Im Jahr 1991 wurde das neue Fenster der Gemeinde vorgestellt.
Alle Einrichtungsgegenstände sind weiß gestrichen, so auch die Holztreppe, die hinauf auf die Empore und zur Orgel führt. Die Orgel, der Orgelbauer Gebrüder Franz Heinrich (1788-1859) und Carl Stumm (1783-1845) ist ein Glanzstück der Kirche. Sie wurde 1843 in die Kirche eingebaut. Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurden die ursprünglichen Zinnpfeifen durch Holzpfeifen ersetzt. In Folge zahlreicher Renovierungen verschlechterte sich der Zustand der Orgel zunehmend. Deshalb wurden viele Holzteile durch Metallteile ersetzt. Im Jahr 2005 wurde die Orgel wieder in ihren Ursprungszustand versetzt.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Die Martin Luther-Kirche befindet sich im südöstlichen Teil Contwigs und liegt nur wenige Zehnermeter südwestlich des Friedhofs. Die Kirche befindet sich in direkter Nachbarschaft zum evangelischen Pfarramt aus dem Jahr 1815. Auf der Gesamtanlage befinden sich mehrere alte Grabsteine.